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„Mobilitätsbedürfnisse sowie Umwelt- und Klimaschutzziele in Einklang bringen“
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„Mobilitätsbedürfnisse sowie Umwelt- und Klimaschutzziele in Einklang bringen“

03.05.2021

Über 125 Jahre reicht die Erfolgsgeschichte von Michelin in der Entwicklung von Reifen zurück. Mit großen Schritten treibt das Unternehmen nun verstärkt neue Geschäftsfelder wie die Brennstoffzellentechnologie voran. Anish K. Taneja, Präsident der Michelin Region Nordeuropa, erläutert im Interview die Hintergründe des weltweiten Engagements und erklärt, warum das Unternehmen Wasserstoff als Energieträger der Zukunft sieht.  

Herr Taneja, Michelin setzt auf Zukunftsfelder, die weit über innovative und nachhaltige Reifentechnologien hinausgehen. Was steckt dahinter? 

Anish K. Taneja: Die Brenstoffzellentechnologie ist ein Teil unserer Vision für eine nachhaltige Mobilität. Damit bieten wir proaktiv eine Lösung für  die globalen Herausforderungen. Unsere Auffassung ist es, dass wir uns als Unternehmen auf ganzheitliche Lösungen konzentrieren wollen, um die Mobilitätsbedürfnisse sowie Umwelt- und Klimaschutzziele in Einklang bringen. 

Michelin hat 2019 zusammen mit dem Automobilzulieferer Faurecia 140 Millionen Euro in das Joint Venture Symbio investiert. Welche Ziele verfolgt das Unternehmen?

Anish K. Taneja: Symbio startet dieses Jahr in Saint-Fons bei Lyon mit dem Bau einer der größten Fabriken für die Produktion von Wasserstoff-Brennstoffzellensystemen in Europa. Gemeinsam wollen wir als ein weltweit führender Anbieter diese faszinierende Technologie flächendeckend voranbringen. Bis 2030 streben wir einen Marktanteil von zwölf Prozent und einen Umsatz von 1,5 Milliarden Euro an.

Kritiker sehen in Wasserstoff nur einen Mobilitätstraum. Dagegen steht die nationale Wasserstoffstrategie – zum Beispiel der Bundesregierung, die im „Grünen Wasserstoff das Erdöl von morgen“ sehen. Ist das ein Wegbereiter auch für das Michelin Engagement?

Anish K. Taneja: Sicher ist das der Fall. Wir sind aber ebenso überzeugt davon, dass Wasserstoff als flexibler Energieträger unverzichtbar für die Energiewende ist, was natürlich auch für Symbio Märkte eröffnet. Vor allem die Elektrolyse von Wasser mittels erneuerbarer Energien ist eine klimaneutrale Alternative zu anderen Energieträgern. Ebenso die Ankündigung einer nationalen Wasserstoff-Strategie durch die deutsche und französische Regierung ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Auf- und Ausbau einer leistungsstarken und zukunftssicheren Wasserstoff-Mobilität. Daher sind wir überzeugt davon, dass Wasserstoff als Kraftstoff neben Batterielösungen ein wesentlicher Treiber sauberer Mobilität ist. Vor allem aus  der Elektrolyse von Wasser mittels erneuerbarer Energien resultiert eine wirklich klimaneutrale Alternative. Daher zielt die EU auch darauf ab, in der EU bis 2030 Elektrolyseure mit einer Leistung von mindestens 40 Gigawatt zu installieren und bis zu 10 Mio. Tonnen erneuerbaren Wasserstoff zu erzeugen.


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Die Reifenentwicklung schreitet aber auch weiter voran

Anish K. Taneja: Ganz sicher, und darauf sind wir besonders stolz. Ein Reifen wie der MICHELIN e.PRIMACY, der bisher umweltfreundlichste MICHELIN Reifen, trägt beispielsweise wesentlich zu einer nachhaltigen Mobilität bei. So ist die Ökobilanz bereits bei der Entwick­lung und Produktion sehr gut.1Mit seinem geringe­ren Rollwiderstand kann der Reifen bei einem Pkw pro 100 Kilo­meter beispiels­weise bis zu 0,21 Liter Kraftstoff sparen, was auch die Emissionen reduziert. Für die Elektromobilität mit und ohne Brennstoffzelle bietet der e.Primacy ebenso überzeugende Vorteile: Wir haben ermittelt, dass er die Reichweite um durchschnittlich sieben Prozent erhöht2. So fahren Sie mit einem Elektrofahrzeug bei durchschnittlicher Reichweite von 400 Kilometer bis zu 30 Kilometer weiter2 – und erreichen so viel mehr Flexibilität beim Erreichen eines Ladepunktes.  

Kann man davon auszugehen, dass in Zukunft ein erheblicher Teil des Geschäfts der Michelin Gruppe über die Entwicklung und Produktion von Reifen hinausgehen wird?

Anish K. Taneja: Ja, wir erwarten, dass neue Technologien bereits in zehn Jahren einen Großteil der Michelin Geschäftstätigkeit ausmachen wird. Wir verstehen uns bereits heute als innovativer Anbieter von Mobilitätslösungen. Dazu zählen selbstverständlich auch nachhaltige und zuverlässige Reifentechnologien – um unsere führende Rolle auf diesem Markt aufrechtzuerhalten, gehen wir einen Schritt weiter in Richtung einer ganzheitlichen Unternehmensstrategie, die auch auf die Wasserstoffnutzung setzt. Elektrobatterien allein werden nach unserer Auffassung das Autofahren nicht revolutionieren: Sowohl Wasserstoff- als auch Batterietechnologien sind unerlässlich, um die Elektrifizierung und die damit verbundenen Ziele der Elektromobilität zu erreichen. Nur die Kombination dieser beiden Technologien sichert individuelle Mobilität, wie wir sie heute kennen – dazu gehören Fahrräder, Pkw, Lkw, Busse, Züge und sogar Boote. 

Die ersten Meilensteine wurden bereits erreicht – auch in der Erstausrüstung?

Anish K. Taneja: Wir sind sehr froh über die Entwicklung. Symbio arbeitet derzeit bereits an der vierten Generation der Brennstoffzellsysteme. Schon 2025 soll Symbio über eine Produktionskapazität von rund 20.000 Brennstoffzellsystemen verfügen. Erste Erfolge in der Originalausrüstung wie der Einsatz im „Kangoo Z.E Hydrogen“ rollen seit Oktober 2019 mit Symbio-Komponenten vom Band. Symbio rüstet außerdem schon dieses Jahr die erste wasserstoffbetriebene Nutzfahrzeug-Flotte des PSA-Konzerns aus.

Michelin ist auf den härtesten Rennstrecken der Welt als Motorsportausrüster zuhause. Sehen Sie auch in der Brennstoffzelle den Motorsport der Zukunft?

Die Technologie wird sicher auch im Motorsport Einzug halten – daher engagieren sich Michelin und Faurecia mit Symbio als Hauptsponsoren und Innovationstreiber mit Hochdruck an der „MissionH24“. Mit diesem groß angelegten Motorsport-Projekt tritt Symbio den Beweis an, dass seine Wasserstofftechnologie auch Höchstleistungen unter härtesten Anforderungen eines Langstreckenrennens wie den „24 Stunden von Le Mans“ erbringt. In der Entwicklung befindet sich ein Hochleistungs-Brennstoffzellensystem für den „Le Mans Prototyp“ (LMP), der vom Schweizer Hersteller „GreenGT“ mit einem Wasserstoff-Elektro-Antrieb einschließlich Batterie, Motor und Kraftübertragung ausgestattet wird. Das ambitionierte Symbio- Engagement zielt zudem darauf ab, gemeinsam mit dem Team „H24 Racing“ unter anderem in Le Mans ins Rennen zu gehen. 2024 sollen in dem Langstreckenklassiker erstmals Rennwagenprototypen mit reinem Wasserstoffantrieb in einer eigenen Klasse starten. Selbstverständlich auf Hochleistungsreifen von Michelin.

 

Herr Taneja, vielen Dank für Ihre Einschätzung und die Verdeutlichung der Michelin Perspektiven im Bereich der Wasserstoffmobilität.


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1Durch Umweltinvestitionen CO2-Neutralität zum Zeitpunkt des Kaufs: Michelin hat die CO2-Emissionen seiner Industriestandorte seit 2010 um 25 % gesenkt und strebt deren Kohlenstoffneutralität bis 2050 an. Das Unternehmen beteiligt sich an der Finanzierung von Projekten zur Absorption oder Vermeidung von CO2-Emissionen und greift auf die aus diesen Projekten stammenden Emissionszertifikate bis zur Höhe der Restemissionen zurück, die mit der Produktion von MICHELIN e.PRIMACY-Reifen verbunden sind (von der Gewinnung der Rohstoffe bis zum Transport zum Kunden). Das Programm wird in Kooperation mit dem Livelihoods Carbon Fund durchgeführt, der Projekte zur Wiederaufforstung von Bäumen oder die Installation von umweltfreundlicheren Öfen in mehreren Ländern der Welt finanziert. https://www.michelin.com/en/sustainable-develop-ment-mobility/environment/

 

2Rechtliche Hinweise auf der Website: www.michelin.de/auto/tyres/michelin-e-primacy

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