Das nächste Level in der virtuellen Reifenentwicklung
- Simulation beschleunigt technologischen Fortschritt im Motorsport wie in der Automobilindustrie
und senkt ökologischen Fußabdruck - Michelin übernimmt Canopy Simulations, Marktführer von Simulationssoftware
- Michelin: datengetriebenes Unternehmen und Pionier auf dem Gebiet der Simulation
Simulatoren sind heute ein wichtiges Instrument bei der Entwicklung von Reifen für Rennautos oder für sportliche Serienfahrzeuge: Das Verfahren ist effizient und umweltschonend, weil sich die Entwicklungszeit verkürzt und Rohstoffverbrauch sowie CO2-Emissionen reduziert werden können. Dieses Potenzial hat auch Michelin frühzeitig erkannt und setzt deshalb schon seit Jahren auf Reifenentwicklung am Simulator. In diesem Jahr werden beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans alle Hypercars mit Reifen ausgestattet sein, die im Simulator entwickelt wurden. Auch in der Erstausrüstung spielt diese Technologie für Michelin eine unverzichtbare Rolle bei der Entwicklung von Hochleistungsreifen für die verschiedenen Fahrzeughersteller. Mit mathematischer Modellierung und Simulation können Dimensionen und Technologien von Reifen errechnet werden, die für das neue Fahrzeug je nach dessen Eigenschaften und Gewichtsverteilung am besten geeignet sind.
Mit leistungsfähiger Datenverarbeitung und fortschrittlichen mathematischen Algorithmen kann Michelin seine technologische Führungsposition als datengetriebenes Unternehmen festigen. Simulation trägt wesentlich dazu bei, die Zusammenarbeit zwischen Michelin, seinen Partnern und den Fahrzeugherstellern noch effizienter zu gestalten – und ist ein bedeutender Hebel, den immer schnelleren Innovationszyklen zu begegnen, die für einen effizienten Rennsport und eine immer effizientere Mobilität gefordert sind. Das senkt den ökologischen Fußabdruck in Forschung sowie Entwicklung und sorgt für Kosteneinsparungen im Vergleich zu den herkömmlichen Entwicklungsansätzen.
Die Simulation bildet eine dynamische Realität auf Basis von drei digitalen Modellen nach: Profil und Grip der Rennstrecke, Fahrzeugfahrwerk (oder das komplette Fahrzeug) sowie das Verhalten der Reifen bis ins kleinste Detail. Fahrer*innen testen hinter dem Steuer des Simulators die verschiedenen Reifentypen in allen möglichen Konfigurationen. Das subjektive Empfinden der Fahrenden wird mit objektiven Messungen aus dem Simulator verknüpft, um die Analysen zu vervollständigen. Die Fahrenden arbeiten im Simulator so, als säßen sie in ihrem Auto auf der Rennstrecke. Durch die Anpassung an diese digitale Revolution hat sich der Beruf der Rennpilot*innen grundlegend verändert. Nachwuchsfahrer*innen verfeinern ihr Fahrkönnen auf Rennstrecken und in Simulatoren und schlagen so die Brücke zwischen virtueller und realer Welt.
Übernahme von Canopy Simulations
Um seine Kompetenz und Marktposition auf diesem Gebiet noch weiter zu stärken, hat Michelin vor Kurzem Canopy Simulations übernommen, den Weltmarktführer für Simulationen im Rennsport. Das britische Unternehmen bietet eine der besten und leistungsfähigsten Simulationssoftwares auf dem Markt. Das cloudbasierte System kombiniert Modelle von Rennstrecke, Auto und Reifen mit einer erweiterten Funktion zur Trajektorien-Optimierung, um das Verhalten des perfekten „virtuellen Fahrenden“ zu simulieren.
Die Fahrermodellierung findet sowohl im Rennsport als auch auf der Straße zahlreiche Anwendungen:
- Im Motorsport übernimmt der „virtuelle Fahrende“ Basisaufgaben wie eine simulierte Vier-Stunden-Fahrt in Le Mans, um so die Leistung der Reifen zu bewerten.
- Auf der Straße können Fahrzeughersteller verschiedene Konfigurationen von Fahrer*innen, Art der Fahrzeugnutzung und den dazugehörigen Reifen reproduzieren.
Der Mensch hat jedoch das letzte Wort und entscheidet über die endgültige Freigabe des Reifens und seine Anpassung an das jeweilige Fahrzeug.
Michelin: datengetriebener Pionier der Simulation
Die mathematische Simulationssoftware wurde vor 30 Jahren im Motorsport entwickelt, um die während des Rennens gesammelten Daten zu verarbeiten und Prognosen zu erstellen. Anfang der 2000er Jahre wurde sie weiterentwickelt. 2005, als sich Michelin in der Formel 1 engagierte, machte das Unternehmen einen weiteren Schritt, indem es den virtuellen Reifen „dynamisch“ gestaltete. Die Entwickler- und Forscher*innen von Michelin zerlegten den Reifen in seine Bestandteile und erstellten für jedes Strukturelement ein unabhängiges mathematisches Modell. Eine von Michelin entwickelte thermodynamische Software namens Tame Tire lässt die Komponenten des Reifens miteinander interagieren, indem sie Verformungen und die Auswirkungen von Temperatur auf die Materialien und den Reifendruck simuliert.
Seitdem entwickelt sich Tame Tire ständig weiter und wird auf der Grundlage der während der Rennen gewonnenen Daten erweitert. Michelin verfügt heute über ein sehr großes Know-how in der mathematischen Datenverarbeitung und hat damit einen Vorsprung bei Reifenmodellierung und Simulation.